[hoch6, website texte]
Wie wir arbeiten
hoch6 steht für Emotion und Qualität. Wir sind eine Agency, die das Besondere, das gewisse Etwas in Deinen Projekten erkennt, herausarbeitet und Deine Marke individuell und mit Herz sichtbar macht. Wie machen wir das?
Vielleicht hast Du Dich schon gefragt, wie unser Agencyname zustande gekommen ist und was die Zahl 6 für unsere Agency bedeutet? Der Name hoch6 vereint zwei relevante Strategien, auf die wir bei unserer Arbeit setzen.
Etwas hochzurechnen beinhaltet nicht nur unser Ziel, mit unseren Kund*innen hoch hinaus zu fliegen, sondern beschreibt vor allem den Prozess, den eine Idee in unserer Agency durchläuft. Vom ersten Funken der Vision bis zu ihrer finalen Umsetzung, legen wir Wert auf eine professionelle und dynamische Zusammenarbeit, bei der das gesamte Know-how unserer Teammitglieder zum Einsatz kommt und Vertrauen untereinander, aber auch zu Dir die Basis bildet. Die entstandene Idee potenziert sich mit jedem Kopf, durch den sie geht und gewinnt durch jede individuelle und kreative Sichtweise an Wertigkeit und Qualität. Wie da die Zahl 6 dazu passt? Spoiler: entscheidend war nicht die Anzahl unserer Teammitglieder.
Entscheidend war unser aller Ziel, keine halben Sachen zu machen. Wenn wir einen Auftrag annehmen, dann lassen wir uns mit allen Sinnen darauf ein und geben alles. Dein Herzensprojekt wird auch unser Herzensprojekt. Und genau das macht uns aus, so arbeiten wir.
Um mit Dir das Einzigartige Deiner Vision nach Außen zu tragen, bedienen wir uns unserer Sinne: Schmecken, Tasten, Sehen, Fühlen, Riechen. Doch zur Fähigkeit, das große Ganze zu sehen, zu differenzieren, und zu erkennen, worauf besonderer Wert gelegt werden muss, um im Hirn und Herz Deiner Zielgruppe zu landen, braucht man mehr als diese fünf Sinne.
Es ist der 6. Sinn, der den Unterschied macht. Die Intuition, das „Bauchgefühl“, die hochgestellte 6 zu hoch6, die uns ermöglicht, Individualität und Einzigartigkeit zu erzeugen, um Deiner Marke die Bedeutung zu verleihen, die sie verdient. Wenn Du uns als Partner wählst, buchst Du nicht nur ein Team aus 6 ausgebildeten, motivierten, und kreativen Köpfen – Du bekommst immer ein Stückchen „Gspiar“ und Emotion dazu.
Warum wir?
Deine Visionen und Träume in fremde Hände zu legen ist gar nicht so leicht. Darauf zu vertrauen, dass diese Hände auch in der Lage sind, Deine Wünsche und Bedürfnisse umzusetzen, noch viel schwieriger. Aber hey – wir verstehen das. Jede Brand ist wie ein Kind, dem man einerseits gerne beim Wachsen zusieht, das man andererseits aber kaum aus den Augen lassen möchte.
Und genau da kommt das Vertrauen ins Spiel. Ein Grundwert, auf dem unsere Agency – hoch6 – aufbaut. Genau deswegen ist es uns ein Anliegen, dass Du uns kennenlernst, bevor wir Deine Vision umsetzen. Sieh Dir an, wer wir sind und wie wir arbeiten; spür in Dich hinein und entscheide, ob wir die richtige Agency für Dich sind. Denn hoch6 besteht nicht aus gesichtslosen kreativen Köpfen, sondern in erster Linie aus Menschen mit Charaktereigenschaften, die sie besonders und einzigartig machen.
[instagram-posting, 30.04.2021]
marketing, das mit hirn ins herz geht – das ist der anspruch unseres studentenprojektes, unser antrieb! 🧠👉🤍
hoch6 ist ein studentenprojekt aus 6 personen und wir wollen dich kennenlernen und deine geschichte erzählen. wir setzen deine visionen fundiert, zielorientiert und gleichzeitig mit ganz viel gspiar und emotion um. schenk uns dein herz und wir verschaffen deiner stimme gehör! 💫
[instagram-posting, 07.05.2021]
hallo, hei, griaß eich, griaß enk, oder einfach nur seas, wie wir steirer sagen
als fiktives grazer startup feiern wir unseren dialekt sehr, weil wir ein großer fan von authentizität sind. und was ist authentischer als der eigene dialekt? wir studierenden kommen übrigens aus tirol, oberösterreich und der steiermark zusammen.
neben skills und knowhow mit schwerpunkt auf die bereiche konzeption & text, grafik & animation, sowie in film & fotografie erwartet dich also auch eine große portion echtheit und aufrichtigkeit
[instagram-posting, 22.05.2021]
corni
| aufrichtig | direkt | grantig | kreativ | dagegenreden | originell |
eine gekonnte mischung aus kreativität und feierabendstimmung – corni, unser geliebter grantlbär, holt uns mit seiner direkten und ehrlichen art immer wieder von höhenflügen ab und verleiht dem begriff “um die ecke denken” eine ganz neue bedeutung.In den bereichen film, fotografie und 3D-modellierung legt corni immer eines drauf. aus starren formen zaubert er dynamische visuals in C4D und mit seinen fotos greift er wortwörtlich nach den sternen
[hoch6, website texte]
Wie wir arbeiten
hoch6 steht für Emotion und Qualität. Wir sind eine Agency, die das Besondere, das gewisse Etwas in Deinen Projekten erkennt, herausarbeitet und Deine Marke individuell und mit Herz sichtbar macht. Wie machen wir das?
Vielleicht hast Du Dich schon gefragt, wie unser Agencyname zustande gekommen ist und was die Zahl 6 für unsere Agency bedeutet? Der Name hoch6 vereint zwei relevante Strategien, auf die wir bei unserer Arbeit setzen.
Etwas hochzurechnen beinhaltet nicht nur unser Ziel, mit unseren Kund*innen hoch hinaus zu fliegen, sondern beschreibt vor allem den Prozess, den eine Idee in unserer Agency durchläuft. Vom ersten Funken der Vision bis zu ihrer finalen Umsetzung, legen wir Wert auf eine professionelle und dynamische Zusammenarbeit, bei der das gesamte Know-how unserer Teammitglieder zum Einsatz kommt und Vertrauen untereinander, aber auch zu Dir die Basis bildet. Die entstandene Idee potenziert sich mit jedem Kopf, durch den sie geht und gewinnt durch jede individuelle und kreative Sichtweise an Wertigkeit und Qualität. Wie da die Zahl 6 dazu passt? Spoiler: entscheidend war nicht die Anzahl unserer Teammitglieder.
Entscheidend war unser aller Ziel, keine halben Sachen zu machen. Wenn wir einen Auftrag annehmen, dann lassen wir uns mit allen Sinnen darauf ein und geben alles. Dein Herzensprojekt wird auch unser Herzensprojekt. Und genau das macht uns aus, so arbeiten wir.
Um mit Dir das Einzigartige Deiner Vision nach Außen zu tragen, bedienen wir uns unserer Sinne: Schmecken, Tasten, Sehen, Fühlen, Riechen. Doch zur Fähigkeit, das große Ganze zu sehen, zu differenzieren, und zu erkennen, worauf besonderer Wert gelegt werden muss, um im Hirn und Herz Deiner Zielgruppe zu landen, braucht man mehr als diese fünf Sinne.
Es ist der 6. Sinn, der den Unterschied macht. Die Intuition, das „Bauchgefühl“, die hochgestellte 6 zu hoch6, die uns ermöglicht, Individualität und Einzigartigkeit zu erzeugen, um Deiner Marke die Bedeutung zu verleihen, die sie verdient. Wenn Du uns als Partner wählst, buchst Du nicht nur ein Team aus 6 ausgebildeten, motivierten, und kreativen Köpfen – Du bekommst immer ein Stückchen „Gspiar“ und Emotion dazu.
Warum wir?
Deine Visionen und Träume in fremde Hände zu legen ist gar nicht so leicht. Darauf zu vertrauen, dass diese Hände auch in der Lage sind, Deine Wünsche und Bedürfnisse umzusetzen, noch viel schwieriger. Aber hey – wir verstehen das. Jede Brand ist wie ein Kind, dem man einerseits gerne beim Wachsen zusieht, das man andererseits aber kaum aus den Augen lassen möchte.
Und genau da kommt das Vertrauen ins Spiel. Ein Grundwert, auf dem unsere Agency – hoch6 – aufbaut. Genau deswegen ist es uns ein Anliegen, dass Du uns kennenlernst, bevor wir Deine Vision umsetzen. Sieh Dir an, wer wir sind und wie wir arbeiten; spür in Dich hinein und entscheide, ob wir die richtige Agency für Dich sind. Denn hoch6 besteht nicht aus gesichtslosen kreativen Köpfen, sondern in erster Linie aus Menschen mit Charaktereigenschaften, die sie besonders und einzigartig machen.
[instagram-posting, 30.04.2021]
marketing, das mit hirn ins herz geht – das ist der anspruch unseres studentenprojektes, unser antrieb! 🧠👉🤍
hoch6 ist ein studentenprojekt aus 6 personen und wir wollen dich kennenlernen und deine geschichte erzählen. wir setzen deine visionen fundiert, zielorientiert und gleichzeitig mit ganz viel gspiar und emotion um. schenk uns dein herz und wir verschaffen deiner stimme gehör! 💫
[instagram-posting, 07.05.2021]
hallo, hei, griaß eich, griaß enk, oder einfach nur seas, wie wir steirer sagen
als fiktives grazer startup feiern wir unseren dialekt sehr, weil wir ein großer fan von authentizität sind. und was ist authentischer als der eigene dialekt? wir studierenden kommen übrigens aus tirol, oberösterreich und der steiermark zusammen.
neben skills und knowhow mit schwerpunkt auf die bereiche konzeption & text, grafik & animation, sowie in film & fotografie erwartet dich also auch eine große portion echtheit und aufrichtigkeit
[instagram-posting, 22.05.2021]
corni
| aufrichtig | direkt | grantig | kreativ | dagegenreden | originell |
eine gekonnte mischung aus kreativität und feierabendstimmung – corni, unser geliebter grantlbär, holt uns mit seiner direkten und ehrlichen art immer wieder von höhenflügen ab und verleiht dem begriff “um die ecke denken” eine ganz neue bedeutung.In den bereichen film, fotografie und 3D-modellierung legt corni immer eines drauf. aus starren formen zaubert er dynamische visuals in C4D und mit seinen fotos greift er wortwörtlich nach den sternen
Name und Charakter
Valkyrija | Doppelcharakter spitz vs. rund
Der Schriftname Valkyrija wurde inspiriert von dem aus der nordischen Mythologie stammenden weiblichen Geistwesen, der Walküre. Ausgehend von der damaligen Vorstellung des Sagenwesens wurde versucht, eine modernisierte Form dieses Begriffes mittels einer Schrift aufzugreifen. Ziel dabei ist, den bis heute vorhandenen Spagat zwischen den beiden Darstellungsformen eines Frauenbildes aufzuzeigen und in einem Schriftbild miteinander zu kombinieren. So trifft die selbstsichere, kampflustige Inszenierung auf eine ästhetisch, beinahe erotisierte Darstellung der Frau.
Dem Gefolge des Göttervaters Odin entstammend, wählt die Walküre nach altnordischem Vorbild auf dem Schlachtfeld – ehrenvoll – verstorbene Krieger aus, um diese nach Walhall zu führen. Der im deutschen Sprachraum geläufige Begriff Walküre geht auf das altnordische valkyrja zurück, das sich aus valr („die auf dem Schlachtfeld
liegenden Leichen“) und kjósa („wählen“) ableitet. Um die Nähe zu diesem Begriff beizubehalten, trotzdem aber so abzugrenzen, dass die Eigenart der Schrift gewährleistet wird, wurde das Wort valkyrja um ein „i“ ergänzt.
Während die Walküre früher als eine Art Todesengel gesehen wurde, verändert sich dieses Bild parallel zur Vorstellung von Walhall, welches zuerst noch als Schlachtfeld, allmählich aber als Festhalle Odins verstanden wurde. Parallel dazu wird die Walküre vom Totendämon zur irdischen Kriegerin mit menschlichen Zügen, die fähig ist, zu lieben. Heute finden sich Walküren insbesondere im Fanatsy-Genre z.B. in Computerspielen deutlich stärker erotisiert in Szene gesetzt. Diese Ambiguität, die sich über die Jahrhunderte aus diesem Begriff entwickelt hat, spiegelt sich im Charakter der Schrift Valkyrija. So besitzt sie die auf den ersten
Blick bedrohlich anmutenden spitzkantigen Serifen, die an einen Walküre-Speer erinnern. Besonders ausgeprägt sind diese bei den Buchstaben C, E, T und Z. Gleichzeitig zeichnet sich die Valkyrija durch ihre auffälligen, in die Höhe gezogenen Rundbögen aus, die einen CondensedLook erzeugen. Scheinbar aus abgerundeten Rechtecken konstruiert, reflektieren sie die Ausweitung bzw. Verlagerung des Begriffs und der damit einhergehenden Vorstellung einer Walküre: von der brutal inszenierten Kriegerin zur irdischen, sexualisierten weiblichen Frauengestalt. Dieser Übergang zeigt sich ebenfalls in der Schrift, wenn die Geraden in Kurven übergehen, beispielsweise bei B, P und R. Das Gegensatzpaar „spitz“ und „rund“ bildet das augenscheinlichste Merkmal der Valkyrija und lässt sich optimal als Vermarktungsstrategie anwenden, wie im Laufe des Booklets deutlich werden sollte.
Anwendungsbereiche
Werbung, Kunst, Kultur.
Aufgrund ihres prägnanten und einzigartigen Charakters, bietet sich die Valkyrija vor allem als Schmuckschrift an. Eine Anwendung als Fließtextschrift ist möglich, auf Dauer allerdings eine Herausforderung. Als Anwendungsbereiche unserer Schrift sehen wir vorrangig drei große Aspekte: Werbung, Kunst und Kultur. Für jedes dieser Themengebiete folgt ein Beispiel, das die Eignung für den jeweiligen Bereich, sowie die Vielfältigkeit der Schrift veranschaulicht.
Die Bewerbung von Zigaretten erschien uns spannend, da diese, wie auch die Valkyrija, einen doppeldeutigen Charakter innehaben: der Coolness-Faktor steht hier als weiches Element den harten, gesundheitsschädlichen Konsequenzen gegenüber. Daneben wird der bereits erwähnte Spagat zwischen Ästhetik und Kampflust mittels unserer Plakatentwürfe aufgegriffen, aus denen schließlich auch das Cover des Booklets hervorging. Schrift wie Bild spiegeln zugleich Eleganz und Brutalität und ergeben dennoch ein in sich harmonierendes Ganzes.
Das Gedicht „schtzngrmm“ von Ernst Jandl steht stellvertretend für den Bereich Kunst. Die willkürlich ernscheinenden Laute, die ein Sturmgewehr nachahmen, finden Übereinstimmung in den Zacken der Valkyrija. Darüber hinaus lässt sich konstatieren, dass der dadaistische Einfluss Ernst Jandls durch den besonderen Charakter unserer Schrift unterstützt wird und das Gedicht zu einem brutal-ästhetischen Hingucker macht. Den letzten Punkt der Kulturbereich. Dafür haben wir uns dem heutigen Jugendslang bedient und Wörter der modernen Jugendkultur mittels der Valkyrija in Szene gesetzt. Auch hier steht Aufmerksamkeit zu erregen im Mittelpunkt. Das Booklet endet mit einem Zitat einer Gedenktafel, zitiert nach dem Film Operation Walküre.
Name und Charakter
Valkyrija | Doppelcharakter spitz vs. rund
Der Schriftname Valkyrija wurde inspiriert von dem aus der nordischen Mythologie stammenden weiblichen Geistwesen, der Walküre. Ausgehend von der damaligen Vorstellung des Sagenwesens wurde versucht, eine modernisierte Form dieses Begriffes mittels einer Schrift aufzugreifen. Ziel dabei ist, den bis heute vorhandenen Spagat zwischen den beiden Darstellungsformen eines Frauenbildes aufzuzeigen und in einem Schriftbild miteinander zu kombinieren. So trifft die selbstsichere, kampflustige Inszenierung auf eine ästhetisch, beinahe erotisierte Darstellung der Frau.
Dem Gefolge des Göttervaters Odin entstammend, wählt die Walküre nach altnordischem Vorbild auf dem Schlachtfeld – ehrenvoll – verstorbene Krieger aus, um diese nach Walhall zu führen. Der im deutschen Sprachraum geläufige Begriff Walküre geht auf das altnordische valkyrja zurück, das sich aus valr („die auf dem Schlachtfeld liegenden Leichen“) und kjósa („wählen“) ableitet. Um die Nähe zu diesem Begriff beizubehalten, trotzdem aber so abzugrenzen, dass die Eigenart der Schrift gewährleistet wird, wurde das Wort valkyrja um ein „i“ ergänzt.
Während die Walküre früher als eine Art Todesengel gesehen wurde, verändert sich dieses Bild parallel zur Vorstellung von Walhall, welches zuerst noch als Schlachtfeld, allmählich aber als Festhalle Odins verstanden wurde. Parallel dazu wird die Walküre vom Totendämon zur irdischen Kriegerin mit menschlichen Zügen, die fähig ist, zu lieben. Heute finden sich Walküren insbesondere im Fanatsy-Genre z.B. in Computerspielen deutlich stärker erotisiert in Szene gesetzt.
Diese Ambiguität, die sich über die Jahrhunderte aus diesem Begriff entwickelt hat, spiegelt sich im Charakter der Schrift Valkyrija. So besitzt sie die auf den ersten Blick bedrohlich anmutenden spitzkantigen Serifen, die an einen Walküre-Speer erinnern. Besonders ausgeprägt sind diese bei den Buchstaben C, E, T und Z. Gleichzeitig zeichnet sich die Valkyrija durch ihre auffälligen, in die Höhe gezogenen Rundbögen aus, die einen CondensedLook erzeugen. Scheinbar aus abgerundeten Rechtecken konstruiert, reflektieren sie die Ausweitung bzw. Verlagerung des Begriffs und der damit einhergehenden Vorstellung einer Walküre: von der brutal inszenierten Kriegerin zur irdischen, sexualisierten weiblichen Frauengestalt. Dieser Übergang zeigt sich ebenfalls in der Schrift, wenn die Geraden in Kurven übergehen, beispielsweise bei B, P und R. Das Gegensatzpaar „spitz“ und „rund“ bildet das augenscheinlichste Merkmal der Valkyrija und lässt sich optimal als Vermarktungsstrategie anwenden, wie im Laufe des Booklets deutlich werden sollte.
Anwendungsbereiche
Werbung, Kunst, Kultur.
Aufgrund ihres prägnanten und einzigartigen Charakters, bietet sich die Valkyrija vor allem als Schmuckschrift an. Eine Anwendung als Fließtextschrift ist möglich, auf Dauer allerdings eine Herausforderung. Als Anwendungsbereiche unserer Schrift sehen wir vorrangig drei große Aspekte: Werbung, Kunst und Kultur. Für jedes dieser Themengebiete folgt ein Beispiel, das die Eignung für den jeweiligen Bereich, sowie die Vielfältigkeit der Schrift veranschaulicht.
Die Bewerbung von Zigaretten erschien uns spannend, da diese, wie auch die Valkyrija, einen doppeldeutigen Charakter innehaben: der Coolness-Faktor steht hier als weiches Element den harten, gesundheitsschädlichen Konsequenzen gegenüber. Daneben wird der bereits erwähnte Spagat zwischen Ästhetik und Kampflust mittels unserer Plakatentwürfe aufgegriffen, aus denen schließlich auch das Cover des Booklets hervorging. Schrift wie Bild spiegeln zugleich Eleganz und Brutalität und ergeben dennoch ein in sich harmonierendes Ganzes.
Das Gedicht „schtzngrmm“ von Ernst Jandl steht stellvertretend für den Bereich Kunst. Die willkürlich ernscheinenden Laute, die ein Sturmgewehr nachahmen, finden Übereinstimmung in den Zacken der Valkyrija. Darüber hinaus lässt sich konstatieren, dass der dadaistische Einfluss Ernst Jandls durch den besonderen Charakter unserer Schrift unterstützt wird und das Gedicht zu einem brutal-ästhetischen Hingucker macht. Den letzten Punkt der Kulturbereich. Dafür haben wir uns dem heutigen Jugendslang bedient und Wörter der modernen Jugendkultur mittels der Valkyrija in Szene gesetzt. Auch hier steht Aufmerksamkeit zu erregen im Mittelpunkt. Das Booklet endet mit einem Zitat einer Gedenktafel, zitiert nach dem Film Operation Walküre.
Konzept
In der heutigen Zeit lässt sich Fake so ziemlich in jedem Aspekt unseres Lebens finden. Seien es Kleidung, soziale Beziehungen oder auch politische Konstrukte – die Idee von Schein und Sein zieht sich durch unsere gesamte Gesellschaft. Wir haben es uns zum Ziel gemacht eine Ausstellung zu entwerfen, die sich diesen Konstrukten anhand von drei großen Themenblöcken nähert und dem Besucher einen Blick hinter die Kulissen des „Fake-Seins“ vermittelt. Ziel ist es schrittweise aufzuzeigen, inwiefern der Mensch sich heutzutage künstlich erzeugten Grenzen unterwirft und welche Manipulationen uns absolut in der Hand haben, ohne dass wir uns derer bewusst sind. Um dem Besucher seine schrittweise Manipulation anhand verschiedener „Fake“ Mechanismen vor Augen zu führen, gliedert sich unsere Ausstellung in drei wesentliche Welten von Manipulation:
Hollywood Industrie –
die unbewusste Manipulation
Die Filmindustrie bildet ein perfektes Beispiel für bewusste Manipulation, weil sich der Betrachter der Täuschung intendiert hingibt. Um dies spielerisch an unsere Besucher heranzutragen, führen wir sie durch verschiedene Stationen, welche ihnen technologische Mechanismen Hollywoods interaktiv näher bringen. Zu diesen gehören u.a. Blue- bzw. Greenscreens, Foley-Geräusche etc.
Ziel ist es, den Besucher quasi in eine Filmszene hineinzuprojezieren und ihm Schritt für Schritt aufzuzeigen, wie durch das Ineinandergreifen unterschiedlicher Technologien ebendiese Sequenzen entstehen. In weiterer Folge können selbst Foley-Geräusche erzeugt werden, die in den vorangegangenen Szenen präsent waren.
Social Media –
die bewusste Manipulation
Begibt man sich in die Welt von Instagram und Co., wähnt man sich in dem Glauben, alle Konzepte von Täuschung und Manipulation durchschauen zu können, während das eigene Selbstbild vorteilhaft inszeniert werden soll. In Wahrheit jedoch unterliegen den heutigen Sozialen Medien massenweise Täuschungsmanöver, welche unseren Besuchern anhand von plastischen und 3D-inszenierten Abbildungen vor Augen geführt werden.
Konkret geht es um die Gegenüberstellung einer Fakewelt auf Instagram vs. den Auswirkungen in der reellen Welt. Themen, die aufgegriffen werden sollen, sind hierbei u.a. Umweltschädigung, die Wirkung sozialer Medien auf unser Selbstbild und Fremdbild, Datenweitergabe und Verarbeitung, sowie die absolute Überforderung aufgrund der ständigen Konfrontation mit sozialen Medien und deren propagierten Idealen.
Propaganda, Fake News –
die absolute Manipulation
Die Welt von Propaganda und Fake News unterliegt schließlich der absoluten Manipulation unserer Gesellschaft. Die Frage ist folglich nicht mehr diejenige, ob es sich um eine bewusste oder unbewusste Manipulation handelt, sondern inwiefern man Quellen und Medien aller Art hinterfragen muss. Der Besucher wird im Zuge dieser Welt speziell in die Technik des Deep Fake eingeführt. Außerdem soll der Aspekt von Fake News mittels eines plastisch inszenierten Raumdesigns eingebunden werden, wobei es vornehmlich darum geht, den Besucher in eine andere Welt zu entführen.
[…]
Weitergabe und Nutzung von Daten
Der gläserne Mensch
Es ist die letzte Station der unbewussten Manipulation, welche den Besucher – spätestens jetzt – wünschen lässt, endlich in den nächsten Raum flüchten zu können (dass sich die Lage im Laufe der Ausstellung immer stärker zuspitzt, weiß er noch nicht). Gemeint ist die Station des Gläsernen Menschen. Die Bezeichnung Gläserner Mensch wird vor allem als Metapher des Datenschutzes verwendet, die für die als negativ empfundene vollständige Durchleuchtung der Menschen und ihres Verhaltens durch einen überwachenden Staat steht. Aufmerksamkeit erlangte das Konzept in jüngerer Zeit vor allem durch die NSA-Überwachungsaffäre, die im Jahr 2013 von Edward Snowden aufgedeckt worden war. Diese Entwicklung wird durch den unbedachten Umgang mit dem Internet begünstigt: Meldet sich ein Nutzer bei mehreren sozialen Netzwerken unter demselben Nutzernamen an und gibt Informationen über sich preis, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich mithilfe allgemeiner Suchmaschinen einzelne Persönlichkeitsaspekte zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen lassen.
Im Falle unserer Ausstellung wird die Thematik rund um den Menschen auf eine sehr provokante Weise wiederaufgenommen. Die Station gestaltet sich in Form einer Wand, an der ein Dutzend Bildschirme hängen. „Find yourself“, lautet die Neonschrift über den Fernsehern. Der Besucher hat nicht nur das Einverständnis dazu gegeben, das Foto, welches am Ticketschalter von ihm geschossen wurde, auf die Eintrittskarte drucken zu lassen. Nein, er hat sich auch damit einverstanden erklärt, dass dieses Foto für weitere Zwecke der Ausstellung verwendet werden darf. Unsere Besucher können sich nun selbst auf den Bildschirmen sehen. Das unschöne Erwachen: intime (Fake) Fakten über Vorstrafen, Liebes- und Sexleben, Religion und Ticks zieren die einzelnen Fotos. Unangenehm? Auf jeden Fall!
Die Botschaft, die wir unseren Besuchern hiermit mitgeben wollen, ist eindeutig: Lesen Sie das Kleingedruckte! Geben Sie nicht so leichtfertig Ihre Daten her! Das Internet weiß alles – und bietet die Möglichkeit, Daten nach Lust und Laune weiterzuverwenden. Im schlechtesten Fall in verfälschter Form.
[…]
Kurzfilmpräsentation – Virtueller Rundgang
Als Präsentationmedium der Ausstellung entschieden wir uns für das Format eines Videos. Nach zwei vollen Drehtagen, Drehbuchentwurf und Konzeptionierung, sowie Nachbearbeitung, Sounddesign und Schnitt, fanden wir hierin das ideale Medium für unsere Vermarktung. Als Drehort wählten wir eine Parkgarage (Schwarzlsee), da diese aufgrund der Betonwände, der düsteren Stimmung und dem künstlichen, weißen Licht perfekt mit der Atmosphäre unserer Ausstellung harmoniert. Unser Key Visual, den Glitch, griffen wir nochmals auf, um die Visualisierungen im Video zu präsentieren/erscheinen zu lassen und um die Übergänge zwischen den sprechenden Personen fließend zu gestalten. Das finale Color Grading, sowie das stimmige und spannungsgeladene Sound Design, vollenden das Setting des Videos.
Konzept
In der heutigen Zeit lässt sich Fake so ziemlich in jedem Aspekt unseres Lebens finden. Seien es Kleidung, soziale Beziehungen oder auch politische Konstrukte – die Idee von Schein und Sein zieht sich durch unsere gesamte Gesellschaft. Wir haben es uns zum Ziel gemacht eine Ausstellung zu entwerfen, die sich diesen Konstrukten anhand von drei großen Themenblöcken nähert und dem Besucher einen Blick hinter die Kulissen des „Fake-Seins“ vermittelt. Ziel ist es schrittweise aufzuzeigen, inwiefern der Mensch sich heutzutage künstlich erzeugten Grenzen unterwirft und welche Manipulationen uns absolut in der Hand haben, ohne dass wir uns derer bewusst sind. Um dem Besucher seine schrittweise Manipulation anhand verschiedener „Fake“ Mechanismen vor Augen zu führen, gliedert sich unsere Ausstellung in drei wesentliche Welten von Manipulation:
Hollywood Industrie –
die unbewusste Manipulation
Die Filmindustrie bildet ein perfektes Beispiel für bewusste Manipulation, weil sich der Betrachter der Täuschung intendiert hingibt. Um dies spielerisch an unsere Besucher heranzutragen, führen wir sie durch verschiedene Stationen, welche ihnen technologische Mechanismen Hollywoods interaktiv näher bringen. Zu diesen gehören u.a. Blue- bzw. Greenscreens, Foley-Geräusche etc.
Ziel ist es, den Besucher quasi in eine Filmszene hineinzuprojezieren und ihm Schritt für Schritt aufzuzeigen, wie durch das Ineinandergreifen unterschiedlicher Technologien ebendiese Sequenzen entstehen. In weiterer Folge können selbst Foley-Geräusche erzeugt werden, die in den vorangegangenen Szenen präsent waren.
Social Media –
die bewusste Manipulation
Begibt man sich in die Welt von Instagram und Co., wähnt man sich in dem Glauben, alle Konzepte von Täuschung und Manipulation durchschauen zu können, während das eigene Selbstbild vorteilhaft inszeniert werden soll. In Wahrheit jedoch unterliegen den heutigen sozialen Medien massenweise Täuschungsmanöver, welche unseren Besuchern anhand von plastischen und 3D-inszenierten Abbildungen vor Augen geführt werden.
Konkret geht es um die Gegenüberstellung einer Fakewelt auf Instagram vs. den Auswirkungen in der reellen Welt. Themen, die aufgegriffen werden sollen, sind hierbei u.a. Umweltschädigung, die Wirkung sozialer Medien auf unser Selbstbild und Fremdbild, Datenweitergabe und Verarbeitung, sowie die absolute Überforderung aufgrund der ständigen Konfrontation mit sozialen Medien und deren propagierten Idealen.
Propaganda, Fake News –
die absolute Manipulation
Die Welt von Propaganda und Fake News unterliegt schließlich der absoluten Manipulation unserer Gesellschaft. Die Frage ist folglich nicht mehr diejenige, ob es sich um eine bewusste oder unbewusste Manipulation handelt, sondern inwiefern man Quellen und Medien aller Art hinterfragen muss. Der Besucher wird im Zuge dieser Welt speziell in die Technik des Deep Fake eingeführt. Außerdem soll der Aspekt von Fake News mittels eines plastisch inszenierten Raumdesigns eingebunden werden, wobei es vornehmlich darum geht, den Besucher in eine andere Welt zu entführen.
[…]
Weitergabe und Nutzung von Daten
Der gläserne Mensch
Es ist die letzte Station der unbewussten Manipulation, welche den Besucher – spätestens jetzt – wünschen lässt, endlich in den nächsten Raum flüchten zu können (dass sich die Lage im Laufe der Ausstellung immer stärker zuspitzt, weiß er noch nicht). Gemeint ist die Station des Gläsernen Menschen. Die Bezeichnung Gläserner Mensch wird vor allem als Metapher des Datenschutzes verwendet, die für die als negativ empfundene vollständige Durchleuchtung der Menschen und ihres Verhaltens durch einen überwachenden Staat steht. Aufmerksamkeit erlangte das Konzept in jüngerer Zeit vor allem durch die NSA-Überwachungsaffäre, die im Jahr 2013 von Edward Snowden aufgedeckt worden war. Diese Entwicklung wird durch den unbedachten Umgang mit dem Internet begünstigt: Meldet sich ein Nutzer bei mehreren sozialen Netzwerken unter demselben Nutzernamen an und gibt Informationen über sich preis, so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich mithilfe allgemeiner Suchmaschinen einzelne Persönlichkeitsaspekte zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen lassen.
Im Falle unserer Ausstellung wird die Thematik rund um den Menschen auf eine sehr provokante Weise wiederaufgenommen. Die Station gestaltet sich in Form einer Wand, an der ein Dutzend Bildschirme hängen. „Find yourself“, lautet die Neonschrift über den Fernsehern. Der Besucher hat nicht nur das Einverständnis dazu gegeben, das Foto, welches am Ticketschalter von ihm geschossen wurde, auf die Eintrittskarte drucken zu lassen. Nein, er hat sich auch damit einverstanden erklärt, dass dieses Foto für weitere Zwecke der Ausstellung verwendet werden darf. Unsere Besucher können sich nun selbst auf den Bildschirmen sehen. Das unschöne Erwachen: intime (Fake) Fakten über Vorstrafen, Liebes- und Sexleben, Religion und Ticks zieren die einzelnen Fotos. Unangenehm? Auf jeden Fall!
Die Botschaft, die wir unseren Besuchern hiermit mitgeben wollen, ist eindeutig: Lesen Sie das Kleingedruckte! Geben Sie nicht so leichtfertig Ihre Daten her! Das Internet weiß alles – und bietet die Möglichkeit, Daten nach Lust und Laune weiterzuverwenden. Im schlechtesten Fall in verfälschter Form.
[…]
Kurzfilmpräsentation – Virtueller Rundgang
Als Präsentationmedium der Ausstellung entschieden wir uns für das Format eines Videos. Nach zwei vollen Drehtagen, Drehbuchentwurf und Konzeptionierung, sowie Nachbearbeitung, Sounddesign und Schnitt, fanden wir hierin das ideale Medium für unsere Vermarktung. Als Drehort wählten wir eine Parkgarage (Schwarzlsee), da diese aufgrund der Betonwände, der düsteren Stimmung und dem künstlichen, weißen Licht perfekt mit der Atmosphäre unserer Ausstellung harmoniert. Unser Key Visual, den Glitch, griffen wir nochmals auf, um die Visualisierungen im Video zu präsentieren/erscheinen zu lassen und um die Übergänge zwischen den sprechenden Personen fließend zu gestalten. Das finale Color Grading, sowie das stimmige und spannungsgeladene Sound Design, vollenden das Setting des Videos.
Am Anfang steht der Zweifel.
Autorinszenierung innerhalb der Poetikvorlesung Thomas Glavinics
„Ich mag Menschen, die ihr Leben der Literatur widmen und sich mit Respekt und Beharrlichkeit in Romane hineinarbeiten. […] Was ich sehr mag, sind kluge Menschen, speziell solche, die über meine Bücher schreiben.“[1]
Diese Worte stammen von niemand geringerem als dem österreichischen Schriftsteller Thomas Glavinic, der im Zuge seiner Bamberger Poetikvorlesung 2012 über so manches spricht, was er mag und was er nicht mag.[2] Mit meiner Arbeit möchte ich versuchen, diesem Anspruch gerecht zu werden, wenn auch nicht Glavinics Romane meine ungeteilte Aufmerksamkeit erhalten werden. Stattdessen wird Thomas Glavinic selbst in seiner Rolle als Autor, speziell im Rahmen dieser Poetikvorlesung, Gegenstand meiner Untersuchung. Aufmerksamkeit ist in diesem Kontext ein essenzielles Schlagwort. In der heutigen Zeit, in der wir von Informationen überflutet und unsere Sinne mit mannigfaltigen Reizen überlastet werden, wird es immer schwieriger, sich als Autor im literarischen Feld zu behaupten bzw. zu positionieren. Im Kampf um Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit muss sich ein Autor neben seinen literarischen Texten demnach auch durch andere Aktivitäten bemerkbar machen, nämlich durch sogenannte paratextuelle und habituelle Inszenierungspraktiken. Ziel meiner Untersuchung ist herauszufinden, wie Glavinic sich selbst im literarischen Feld positioniert, wie er seinen Lebensstil darstellt, in welche Relation er sich zu seinem Werk, seiner Profession stellt. Außerdem sollen jene Aspekte kenntlich gemacht werden, die nicht von Glavinic inszeniert werden, sondern durch andere Personen oder Institutionen zu dem Autorbild Glavinics beitragen. Die in Buchform publizierten Poetikvorlesungen Meine Schreibmaschine und ich werden mir als primäre Quelle dienen, nachdem es keine öffentlich zugänglichen Videoaufnahmen zu den einzelnen Vorlesungseinheiten gibt. Nach einer knappen Erläuterung zum Thema Poetikvorlesung und der verwendeten Analyse-Methode (Jürgensen/Kaiser), folgt eine detaillierte Untersuchung der Inszenierungspraktiken Thomas Glavinics im Zuge der Poetikvorlesung.
[…]
Nachdem im ersten Teil die Peritexte rund um die Publikation der Poetikvorlesung untersucht wurden, widmet sich dieser zweite Analyse-Teil dem ersten großen Abschnitt des Epitexts, der sich vor allem mit der ersten Vorlesungseinheit Was ich mag und was ich nicht mag auseinandersetzt. Bereits der Einstieg liefert die Basis für interessante Überlegungen: Ein häufig verwendetes Mittel der Inszenierung bei Poetikdozenten ist das Herunterspielen der eigenen Qualitäten, wie es auch antike Rhetoriker taten, um sich dann in irgendeiner Form rechtzufertigen, wieso sie dennoch qualifiziert dafür sind, in diesem Rahmen zu sprechen.[3] Davon keine Spur bei Glavinic. Schon mit dem ersten Satz „Ich mag Freiheit“[4] legt Glavinic den Schwerpunkt seiner (ersten) Vorlesung fest: das Ich Thomas Glavinics. Die Konzentration auf das eigene Ich innerhalb von Poetikvorlesungen ist nicht unüblich, allerdings sind Aufbau und Stil (wie im Klappentext bereits ersichtlich) betrachtungswürdig: Sie folgen einem Muster, das sich durch das gesamte erste Kapitel zieht: der Text besteht aus einem Gerüst aus Ich-mag- und Ich-mag-nicht-Floskeln, welches ein Bild von Thomas Glavinic zeichnen sollen. Inhaltlich reichen Glavinics Reflexionen von sehr weitläufigen, tiefgründigen, gesellschaftskritischen Statements wie z.B. „Ich mag Menschen, mit denen zu reden keine Zeitverschwendung ist“[5], „Ich mag einen großen Teil der deutschen Gegenwartsliteratur nicht“[6], „Ich mag keine Menschen, die etwas unterstützen, weil es politisch korrekt ist“[7], „Ich mag, mit Ödön von Hórvath keine Menschen, die genau wissen, was gut und was böse ist.“[8] Bis hin zu ganz banalen, alltäglichen Aussagen wie z.B. „Ich mag kein Lamm[9], „Ich mag Facebook“[10] oder „Ich mag frische Mangos.“[11], „Ich mag Musik.“[12], „Ich mag überhaupt keinen Haarausfall.“[13] Durch dieses Changieren von ernsten und banalen Themen entsteht im Lektüreprozess immer wieder ein Pausieren. Das gewollte Einsetzen solcher Pausen könnte mehrere Gründe haben: zum einen können diese Pausen sensationell als Überleitung fungieren. Durch sie wird ein Umschweifen in jegliche thematische Richtung ermöglicht. Zum anderen erleichtert es dem Leser, jene Aussagen, die einen weitaus kritischeren, ernsthafteren Gehalt besitzen, im Gedächtnis zu behalten.
Für die Analyse der Inszenierungsstrategien Glavinics bieten sich diese Floskeln jedenfalls hervorragend an, da sie Aspekte des Geschmacks, der Sprache und des Lebensstils hervorbringen, welche alle Bestandteile des Habitus eines Menschen darstellen. Allerdings lassen sich die einzelnen Äußerungen nicht immer ganz klar einer Kategorie zuordnen, weshalb die im Folgenden bearbeiteten Lebensstil-Aussagen auch Einflüsse von sozialer, politischer und religiöser Inszenierung aufweisen. Weiters wird bei der Lektüre klar, dass ein Großteil der Reflexionen Glavinics zwei – oder mehrdeutig aufgefasst werden kann. Weil dies eine konkrete Analyse erschwert, sollen an dieser Stelle zwei stark divergierende Texte Aufschluss darüber geben, welchen enormen interpretativen Spielraum Glavinic mit seinen Statements liefert.
[KREATIVTEXTE DER GRAFIK]
[…]
Im Laufe meiner eingehenden Recherche bzw. Analyse der Bamberger Poetikvorlesungen von Thomas Glavinic, hat sich ein sehr vieldeutiges Bild in Bezug auf dessen Autorinszenierung entwickelt. Obwohl Glavinic sich als ein Autor darstellt, der immer wieder an sich selbst zweifelt und meint, von ihm könne man nichts lernen (und wenn schon, habe man ein Problem), liefert er einige Ansätze im Zuge dieser Vorlesung, die das Gegenteil beweisen. Sein Zweifel und seine Ängste präsentiert er gleichzeitig als Schwäche aber auch als neue Inspirationsquelle, an einer Stelle schreibt er sogar, sie seien der Antrieb für ihn, um noch besser zu werden: „Ich mag es, dass ich mit mir nicht zufrieden bin. Das ist der einzige Weg, um bessere Bücher zu schreiben.“[14] Genau das ist das Besondere an Glavinics Inszenierung: es ist nicht das Herunterspielen der eigenen Fähigkeiten oder das Sich-Darstellen als poeta doctus – es ist der ständige Drang, noch besser zu werden, der innerhalb der Inszenierung omnipräsent ist. Natürlich möchte ich den Aspekt des Spiels nicht vernachlässigen – ich bin sicher, Glavinic ist sich seiner Rolle und seinen Möglichkeiten durchaus bewusst und setzt diese gezielt ein; in einem Interview mit Kerstin Cornils sagt er beispielsweise: „Ich staune immer wieder, was man in einem Text verstecken kann, ohne dass es jemandem auffällt. Das macht natürlich einen gewissen Spaß. Bei manchen Dingen habe ich bis heute nicht darüber gelesen, dass es irgendjemand bemerkt hätte.“[15] In gewissem Maße steckt sicherlich ein strategisches Spiel dahinter, das Glavinic schlichtweg Spaß bereitet. Dennoch bin ich der Meinung, dass Glavinic uns viel öfter die Wahrheit sagt, als es die meisten Literaturwissenschaftler erwarten würden und nur hin und wieder Widersprüchliches einwebt, um Verwirrung zu stiften. „Selbstschutz“, wie es Glavinic beim Namen nennt. Dass ihm solche Gespräche, in denen er in den Vordergrund gerät, sich möglicherweise rechtfertigen muss, nicht allzu gerne mag, deutet beispielsweise die Frankfurter Allgemeine Zeitung an, wenn sie über das Fernbleiben des Autors beim Bamberger Forschungskolloquium berichtet: „Unwohl fühle er sich, als hinge er in Öl gemacht an der Wand, und außerdem sei er überzeugt davon, dass seine Anwesenheit während der Vorträge letztlich nur störe. Er freue sich aber außerordentlich darauf, die Beiträge später zu lesen.“[16] Er selbst, und das scheint mir aus mehreren Gründen ein guter Abschluss für diese Arbeit zu sein, rechtfertigt sich dazu im Zuge des Vorworts der zusammengefassten Beiträge des Forschungskolloquiums folgendermaßen:
Die Vorträge über meine Literatur, die in diesem Buch versammelt sind, habe ich mir vor Ort nicht angehört. Eine Weile versuchte ich es, doch es machte mich ziemlich nervös. Was mir leid tut, zumal die Vortragenden, die mich so gastfreundlich aufgenommen haben, ganz eindeutig zu jener Gruppe von Literaturwissenschaftlern gehören, denen ich mich freundschaftlich verbunden fühle: Sie alle lieben Literatur, und zwar auf eine uneitle Weise.[17]
[1] Thomas Glavinic: Meine Schreibmaschine und ich. In: Michael Krüger (Hg.): Edition Akzente. Carl Hanser: München 2014. S. 27.
[2] Vgl. Titel der ersten Poetikvorlesung Thomas Glavinics in Bamberg: Was ich mag und was ich nicht mag.
[3] Gundela Hachmann: Poeta doctus docens. S. 142/143.
[4] Thomas Glavinic: Meine Schreibmaschine und ich. S. 25.
[5] Ebd.
[6] Ebd. S. 28.
[7] Ebd. S. 36.
[8] Ebd.
[9] Ebd. S. 26.
[10] Ebd. S. 29.
[11] Ebd. S. 38.
[12] Ebd. S. 37.
[13] Ebd. S. 39.
[14] Ebd. S. 30.
[15] Thomas Glavinic: Lesung und Gespräch mit der Literaturkritikerin Kerstin Cornils. In: Friedhelm Marx (Hg.): Poeisis. Standpunkte der Gegenwartsliteratur. Band 10: Bartl/Glasenapp/Hermann (Hg.): Zwischen Albtraum und Glück. Thomas Glavinics Vermessungen der Gegenwart. Wallstein: Göttingen 2014. S. 337.
[16] Johanna Roth: Wie man lesen soll. Thomas Glavinic fordert die Bamberger Poetikprofessur heraus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 162. (14.07.2012) S. 34. Zit. Nach: Claudia Hillebrandt: Atmosphärenmagie. Autorbild, Wirkungsästhetik und Werkverständnis in Thomas Glavinics poetologischen Texten. In: Lecken/Dawidowski (Hg.): Beiträge zur Literatur- und Mediendidaktik Band 25: Jan Standke (Hg.): Die Romane Thomas Glavinics. Literaturwissenschaftliche und deutschdidaktische Perspektiven. Peter Lang: Frankfurt am Main 2014. S. 80.
[17] Thomas Glavinic: Vorwort. In: Friedhelm Marx (Hg.): Poeisis Standpunkte zur Gegenwartsliteratur. Band 10: Bartl/Glasenapp/Hermann (Hg.): Zwischen Albtraum und Glück. Thomas Glavinics Vermessungen der Gegenwart. Wallstein: Göttingen 2014. S. 12.
Am Anfang steht der Zweifel.
Autorinszenierung innerhalb der Poetikvorlesung Thomas Glavinics
„Ich mag Menschen, die ihr Leben der Literatur widmen und sich mit Respekt und Beharrlichkeit in Romane hineinarbeiten. […] Was ich sehr mag, sind kluge Menschen, speziell solche, die über meine Bücher schreiben.“[1]
Diese Worte stammen von niemand geringerem als dem österreichischen Schriftsteller Thomas Glavinic, der im Zuge seiner Bamberger Poetikvorlesung 2012 über so manches spricht, was er mag und was er nicht mag.[2] Mit meiner Arbeit möchte ich versuchen, diesem Anspruch gerecht zu werden, wenn auch nicht Glavinics Romane meine ungeteilte Aufmerksamkeit erhalten werden. Stattdessen wird Thomas Glavinic selbst in seiner Rolle als Autor, speziell im Rahmen dieser Poetikvorlesung, Gegenstand meiner Untersuchung. Aufmerksamkeit ist in diesem Kontext ein essenzielles Schlagwort. In der heutigen Zeit, in der wir von Informationen überflutet und unsere Sinne mit mannigfaltigen Reizen überlastet werden, wird es immer schwieriger, sich als Autor im literarischen Feld zu behaupten bzw. zu positionieren. Im Kampf um Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit muss sich ein Autor neben seinen literarischen Texten demnach auch durch andere Aktivitäten bemerkbar machen, nämlich durch sogenannte paratextuelle und habituelle Inszenierungspraktiken. Ziel meiner Untersuchung ist herauszufinden, wie Glavinic sich selbst im literarischen Feld positioniert, wie er seinen Lebensstil darstellt, in welche Relation er sich zu seinem Werk, seiner Profession stellt. Außerdem sollen jene Aspekte kenntlich gemacht werden, die nicht von Glavinic inszeniert werden, sondern durch andere Personen oder Institutionen zu dem Autorbild Glavinics beitragen. Die in Buchform publizierten Poetikvorlesungen Meine Schreibmaschine und ich werden mir als primäre Quelle dienen, nachdem es keine öffentlich zugänglichen Videoaufnahmen zu den einzelnen Vorlesungseinheiten gibt. Nach einer knappen Erläuterung zum Thema Poetikvorlesung und der verwendeten Analyse-Methode (Jürgensen/Kaiser), folgt eine detaillierte Untersuchung der Inszenierungspraktiken Thomas Glavinics im Zuge der Poetikvorlesung.
[…]
Nachdem im ersten Teil die Peritexte rund um die Publikation der Poetikvorlesung untersucht wurden, widmet sich dieser zweite Analyse-Teil dem ersten großen Abschnitt des Epitexts, der sich vor allem mit der ersten Vorlesungseinheit Was ich mag und was ich nicht mag auseinandersetzt. Bereits der Einstieg liefert die Basis für interessante Überlegungen: Ein häufig verwendetes Mittel der Inszenierung bei Poetikdozenten ist das Herunterspielen der eigenen Qualitäten, wie es auch antike Rhetoriker taten, um sich dann in irgendeiner Form rechtzufertigen, wieso sie dennoch qualifiziert dafür sind, in diesem Rahmen zu sprechen.[3] Davon keine Spur bei Glavinic. Schon mit dem ersten Satz „Ich mag Freiheit“[4] legt Glavinic den Schwerpunkt seiner (ersten) Vorlesung fest: das Ich Thomas Glavinics. Die Konzentration auf das eigene Ich innerhalb von Poetikvorlesungen ist nicht unüblich, allerdings sind Aufbau und Stil (wie im Klappentext bereits ersichtlich) betrachtungswürdig: Sie folgen einem Muster, das sich durch das gesamte erste Kapitel zieht: der Text besteht aus einem Gerüst aus Ich-mag- und Ich-mag-nicht-Floskeln, welches ein Bild von Thomas Glavinic zeichnen sollen. Inhaltlich reichen Glavinics Reflexionen von sehr weitläufigen, tiefgründigen, gesellschaftskritischen Statements wie z.B. „Ich mag Menschen, mit denen zu reden keine Zeitverschwendung ist“[5], „Ich mag einen großen Teil der deutschen Gegenwartsliteratur nicht“[6], „Ich mag keine Menschen, die etwas unterstützen, weil es politisch korrekt ist“[7], „Ich mag, mit Ödön von Hórvath keine Menschen, die genau wissen, was gut und was böse ist.“[8] Bis hin zu ganz banalen, alltäglichen Aussagen wie z.B. „Ich mag kein Lamm[9], „Ich mag Facebook“[10] oder „Ich mag frische Mangos.“[11], „Ich mag Musik.“[12], „Ich mag überhaupt keinen Haarausfall.“[13] Durch dieses Changieren von ernsten und banalen Themen entsteht im Lektüreprozess immer wieder ein Pausieren. Das gewollte Einsetzen solcher Pausen könnte mehrere Gründe haben: zum einen können diese Pausen sensationell als Überleitung fungieren. Durch sie wird ein Umschweifen in jegliche thematische Richtung ermöglicht. Zum anderen erleichtert es dem Leser, jene Aussagen, die einen weitaus kritischeren, ernsthafteren Gehalt besitzen, im Gedächtnis zu behalten.
Für die Analyse der Inszenierungsstrategien Glavinics bieten sich diese Floskeln jedenfalls hervorragend an, da sie Aspekte des Geschmacks, der Sprache und des Lebensstils hervorbringen, welche alle Bestandteile des Habitus eines Menschen darstellen. Allerdings lassen sich die einzelnen Äußerungen nicht immer ganz klar einer Kategorie zuordnen, weshalb die im Folgenden bearbeiteten Lebensstil-Aussagen auch Einflüsse von sozialer, politischer und religiöser Inszenierung aufweisen. Weiters wird bei der Lektüre klar, dass ein Großteil der Reflexionen Glavinics zwei – oder mehrdeutig aufgefasst werden kann. Weil dies eine konkrete Analyse erschwert, sollen an dieser Stelle zwei stark divergierende Texte Aufschluss darüber geben, welchen enormen interpretativen Spielraum Glavinic mit seinen Statements liefert.
[KREATIVTEXTE DER GRAFIK]
[…]
Im Laufe meiner eingehenden Recherche bzw. Analyse der Bamberger Poetikvorlesungen von Thomas Glavinic, hat sich ein sehr vieldeutiges Bild in Bezug auf dessen Autorinszenierung entwickelt. Obwohl Glavinic sich als ein Autor darstellt, der immer wieder an sich selbst zweifelt und meint, von ihm könne man nichts lernen (und wenn schon, habe man ein Problem), liefert er einige Ansätze im Zuge dieser Vorlesung, die das Gegenteil beweisen. Sein Zweifel und seine Ängste präsentiert er gleichzeitig als Schwäche aber auch als neue Inspirationsquelle, an einer Stelle schreibt er sogar, sie seien der Antrieb für ihn, um noch besser zu werden: „Ich mag es, dass ich mit mir nicht zufrieden bin. Das ist der einzige Weg, um bessere Bücher zu schreiben.“[14] Genau das ist das Besondere an Glavinics Inszenierung: es ist nicht das Herunterspielen der eigenen Fähigkeiten oder das Sich-Darstellen als poeta doctus – es ist der ständige Drang, noch besser zu werden, der innerhalb der Inszenierung omnipräsent ist. Natürlich möchte ich den Aspekt des Spiels nicht vernachlässigen – ich bin sicher, Glavinic ist sich seiner Rolle und seinen Möglichkeiten durchaus bewusst und setzt diese gezielt ein; in einem Interview mit Kerstin Cornils sagt er beispielsweise: „Ich staune immer wieder, was man in einem Text verstecken kann, ohne dass es jemandem auffällt. Das macht natürlich einen gewissen Spaß. Bei manchen Dingen habe ich bis heute nicht darüber gelesen, dass es irgendjemand bemerkt hätte.“[15] In gewissem Maße steckt sicherlich ein strategisches Spiel dahinter, das Glavinic schlichtweg Spaß bereitet. Dennoch bin ich der Meinung, dass Glavinic uns viel öfter die Wahrheit sagt, als es die meisten Literaturwissenschaftler erwarten würden und nur hin und wieder Widersprüchliches einwebt, um Verwirrung zu stiften. „Selbstschutz“, wie es Glavinic beim Namen nennt. Dass ihm solche Gespräche, in denen er in den Vordergrund gerät, sich möglicherweise rechtfertigen muss, nicht allzu gerne mag, deutet beispielsweise die Frankfurter Allgemeine Zeitung an, wenn sie über das Fernbleiben des Autors beim Bamberger Forschungskolloquium berichtet: „Unwohl fühle er sich, als hinge er in Öl gemacht an der Wand, und außerdem sei er überzeugt davon, dass seine Anwesenheit während der Vorträge letztlich nur störe. Er freue sich aber außerordentlich darauf, die Beiträge später zu lesen.“[16] Er selbst, und das scheint mir aus mehreren Gründen ein guter Abschluss für diese Arbeit zu sein, rechtfertigt sich dazu im Zuge des Vorworts der zusammengefassten Beiträge des Forschungskolloquiums folgendermaßen:
Die Vorträge über meine Literatur, die in diesem Buch versammelt sind, habe ich mir vor Ort nicht angehört. Eine Weile versuchte ich es, doch es machte mich ziemlich nervös. Was mir leid tut, zumal die Vortragenden, die mich so gastfreundlich aufgenommen haben, ganz eindeutig zu jener Gruppe von Literaturwissenschaftlern gehören, denen ich mich freundschaftlich verbunden fühle: Sie alle lieben Literatur, und zwar auf eine uneitle Weise.[17]
[1] Thomas Glavinic: Meine Schreibmaschine und ich. In: Michael Krüger (Hg.): Edition Akzente. Carl Hanser: München 2014. S. 27.
[2] Vgl. Titel der ersten Poetikvorlesung Thomas Glavinics in Bamberg: Was ich mag und was ich nicht mag.
[3] Gundela Hachmann: Poeta doctus docens. S. 142/143.
[4] Thomas Glavinic: Meine Schreibmaschine und ich. S. 25.
[5] Ebd.
[6] Ebd. S. 28.
[7] Ebd. S. 36.
[8] Ebd.
[9] Ebd. S. 26.
[10] Ebd. S. 29.
[11] Ebd. S. 38.
[12] Ebd. S. 37.
[13] Ebd. S. 39.
[14] Ebd. S. 30.
[15] Thomas Glavinic: Lesung und Gespräch mit der Literaturkritikerin Kerstin Cornils. In: Friedhelm Marx (Hg.): Poeisis. Standpunkte der Gegenwartsliteratur. Band 10: Bartl/Glasenapp/Hermann (Hg.): Zwischen Albtraum und Glück. Thomas Glavinics Vermessungen der Gegenwart. Wallstein: Göttingen 2014. S. 337.
[16] Johanna Roth: Wie man lesen soll. Thomas Glavinic fordert die Bamberger Poetikprofessur heraus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 162. (14.07.2012) S. 34. Zit. Nach: Claudia Hillebrandt: Atmosphärenmagie. Autorbild, Wirkungsästhetik und Werkverständnis in Thomas Glavinics poetologischen Texten. In: Lecken/Dawidowski (Hg.): Beiträge zur Literatur- und Mediendidaktik Band 25: Jan Standke (Hg.): Die Romane Thomas Glavinics. Literaturwissenschaftliche und deutschdidaktische Perspektiven. Peter Lang: Frankfurt am Main 2014. S. 80.
[17] Thomas Glavinic: Vorwort. In: Friedhelm Marx (Hg.): Poeisis Standpunkte zur Gegenwartsliteratur. Band 10: Bartl/Glasenapp/Hermann (Hg.): Zwischen Albtraum und Glück. Thomas Glavinics Vermessungen der Gegenwart. Wallstein: Göttingen 2014. S. 12.
Zurück zur berauschenden Stille.
Entgegen der fortschreitenden Technik entwickelt sich innerhalb der Gesellschaft ein Bedürfnis nach etwas Eigenem, Persönlichem: regionale Produkte, Recycling, Selbstgemachtes, Nachhaltigkeit. Der Trend, selbst an’s Werk zu gehen, wird immer stärker. So auch was Bier betrifft: eine neue Szene entsteht, das Ziel: weg vom Industriebier, hin zum selbst gebrauten Bier. Zu Besuch bei zwei (Hobby-) Bierbrauern.
Südoststeiermark. Riegersburg. Heiße Sonnenstrahlen kitzeln im Gesicht. Nur ein paar vereinzelte Wolken sind im Blau des Himmels zu finden. Der Wind streichelt die Blätter der umliegenden Bäume: ein Rauschen in der sonst so stillen Landschaft. Von der Terrasse aus erscheint die gleichnamige Burg zum Greifen nahe. Neben einem schon etwas spröden Holztisch, einer Bierbank und ein paar Stühlen wurde eine Hängematte gespannt. Fast unmöglich, ihr zu widerstehen. Den Tag an einem vorbeiziehen lassen. Nichts an diesem Bild lässt darauf schließen, dass an diesem Ort gleich gearbeitet wird.
Doch die Szene wird unterbrochen – Jakob (23) und Johannes Marn (25) schnaufen gerade die Treppe hoch. Das Lachen der beiden über ihre mehr gespielte, als echte Erschöpfung ist ansteckend. Es braucht nicht mehr als einen Blick um zu erkennen, dass die beiden Brüder sind: strohblondes Haar rahmt die freundlichen Gesichter. Die blauen Augen und das auf Anhieb sympathische Lächeln verrät sie sofort. Gerade kommen die zwei aus der Garage. Ihre Ausbeute und Grund für das Gekeuche: zwei riesige Edelstahl-Kessel, ein Eimer randvoll mit Getreide und zwei Kanister gefüllt mit Wasser.
Doch wofür das alles? Vielleicht etwas absurd, aber wahr: die beiden brauen ihr eigenes Bier. Jakob und Johannes schlichten alle Brauutensilien sorgfältig auf den bereitgestellten Tisch: Thermometer, Koch- und Schöpflöffel, Messbecher, leere Tupperboxen. Die ganze Szene erscheint paradox: doch tatsächlich, so unbeschwert auf der Terasse brauen die beiden ihr Bier. Die beiden Südoststeirer sind sehr flexibel, was die Lokalitäten betrifft: je nach Wetter wird entweder im Keller, der Garage oder im Freien gebraut, in Notfällen sogar in Mamas Küche.
Mama-Marn scheint heute sehr dankbar für die sommerlichen Temperaturen zu sein. Sie bereitet gerade das Mittagessen zu und benötigt den Platz in ihrer Küche selbst. Der Duft angebratener Zwiebeln gelangt nach draußen. „Zuerst mal ein Bier“, lächelt Jakob, während er den Bügelverschluss einer braunen Glasflasche – noch ohne Etikett – mit einem „Plopp“ öffnet und das erste Bier einschenkt. Statt dem erwarteten hellen Farbton eines Märzen wird ein dunkler, fast bernsteinfarbener sichtbar – hierbei handelt es sich um ein IPA (India Pale Ale). „Ein klassisches IPA riecht und schmeckt kräftiger, intensiver und vollmundiger.“
Bei der Bierherstellung wird unterteilt in unter- und obergärige Biere. Bei ersteren sinkt die Hefe nach dem Gärungsprozess auf den Boden. Aufgrund der längeren Reifezeit werden diese als Lagerbiere bezeichnet (Märzen, Pils und Helles). Die Hefe obergäriger Biere steigt während der Gärung (bei höheren Temperaturen) an die Oberfläche. Meist besitzen sie ein fruchtiges Aroma. Zu sogenannten Ales zählen z.B. Pale Ales, IPAs, Stouts.
Die Wurzeln des Craft Beers finden sich in den 1970er Jahren der USA. Der amerikanische Biermarkt wurde von drei Bierkonzernen beherrscht. Die Folge: schnell, billig und leicht produziertes Bier – immer derselbe fade Geschmack. Die Lösung? Das eigene Bier zu brauen. Aus dieser Bewegung entstanden die heutigen craft brewers mit verschiedensten, kreativen Bierstilen. Im Gegensatz zu Europa gibt es in den USA strikte Vorgaben, die man einhalten muss, um sich als craft brewery bezeichnen zu dürfen.
„In Österreich muss man schon wissen, wo man hingeht, um Craft Beer zu bekommen und dann ist die Auswahl ziemlich enttäuschend. Hier besteht noch ein riesiges Wachstumspotential!“, fügt Johannes hinzu, als er von seinem kürzlich zurückliegenden Neuseelandaufenthalt erzählt. Trotz allem ist ein spürbares Umdenken innerhalb der Gesellschaft um die Jahrtausendwende, auch im deutschsprachigen Raum zu vernehmen, welches maßgeblich dazu beitrug, Craft Beer verstärkt ins Bewusstsein der Menschen zu rufen. Die Hinwendung zu regionaler und nachhaltiger Produktion, sowie zum Handwerk allgemein bilden seitdem eine Gegenbewegung zu der immer rasanter werdenden Automatisierung. Dieser gehören auch die Marn-Brüdern aus tiefster Überzeugung an.
Mut zur Kreativität
Auch ohne offizielle Definition von Craft Beer im deutschsprachigen Raum, gibt es einen Trend, der bei uns Craft Brewers ausmacht. Fest steht: es ist nicht nur das Bier bzw. das Brauen an sich – es geht dabei um Aufbruch, die Abwendung von alten Mustern hin zu neuen Inspirationen, neuem Geschmack, Mut zur Kreativität und Veränderung. Hinter dieser Tätigkeit steht eine eigene Lebenseinstellung, das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung: „Es geht mir darum, selbstständig das zu machen, was mir in meinem Leben Freude macht. Als Beruf sehe ich das Ganze noch nicht, sondern eher als großes Projekt für die nächsten Jahre. Ich denke, dass ich im Angestelltenverhältnis nicht glücklich werden kann und die Zeit sich selbstständig zu machen, nicht besser sein könnte“, erzählt Johannes sehr vertieft, während er sich eine „Tschick“ anzündet.
Ran an‘s Eingemachte
Obwohl es sich beim Brauen an sich, und da sind sich die Brüder einig, um eine recht gemütliche Angelegenheit handelt – zumindest in einer Größenordnung von 20 Litern pro Charge – betont Jakob, wie zeitintensiv die Vorbereitungen dafür sind. Gemeint sind damit die Auswahl des Bierstils, Erstellung des Rezepts und die Anschaffung der Zutaten. „Während des Brauens ist es wichtig, strukturiert zu arbeiten, da schon kleine Temperaturschwankungen Einfluss auf den Geschmack haben.“
Es geht los: der Hopfen wird abgewogen und aufbereitet (je nach Sorte wird nicht der gesamte Hopfen zur gleichen Zeit beigemengt).
Das Maischen
Beim Maischen wird das vermälzte und geschrotete Getreide in den mit bereits erhitztem Wasser gefüllten Maisch- und Sudkessel gefüllt, wodurch sich die für das Bier benötigten Stoffe lösen. Je mehr Malz, desto höher der sogenannte Stammwürzgehalt. „Die Stammwürze ist ausschlaggebend dafür, welche Biersorte entsteht und wie hoch der Alkoholgehalt schlussendlich ist“, erklärt Jakob, nachdem er den letzten Rest des geschroteten Getreides beigefügt hat und nun kräftig rührt. Durch das langsame Erhitzen des milchigen Breis auf ca. 70° Celsius wird die Stärke in Malzzucker umgewandelt.
Hobbybrauer aus Leidenschaft
Während des Vorgangs der Verzuckerung, wird noch ein „Bierli“ geöffnet. Die perfekte Gelegenheit um ein paar Hintergrunddetails in Erfahrung zu bringen. Wie kommen ein Softwareentwickler und ein Stahlbautechniker auf die Idee, ihr eigenes Bier zu brauen? „Wir waren schon durch das Craft Beer Festival in Graz aufmerksam geworden. Die tatsächliche Entscheidung fiel ein halbes Jahr später bei einem Glas Bier am Kaiser-Josef-Platz.“
Gesagt, getan: Buch und Hobbybrau-Set im Gepäck ging es schon los; ohne sich allzu sehr mit der Theorie zu beschäftigen – das Ergebnis: „Während des ersten Brau-Durchgangs ging so ziemlich alles schief, was schief laufen kann! Wir hatten unheimlichen Stress, weil wir während jedem Schritt erst den nächsten Handgriff in der Anleitung nachlesen mussten“, lacht Johannes „Dementsprechend hat unser erstes Bier auch geschmeckt! Trinkbereit, aber nicht wirklich trinkbar!“ Doch die beiden ließen sich nicht entmutigen und mit dem 4. Versuch hat es dann geklappt.
Das Abläutern
Unlösliche Bestandteile haben sich am Boden gebildet, der sogenannte Treber. Dieser legt sich am Siebboden ab und wirkt wie ein Filter, sodass die klare Würze ablaufen kann. Netter Nebeneffekt: Der Treber ist super geeignet als Futter für Hühner, zum Selbermachen von Seife oder Brotbacken.
Die klare Bierwürze wird nun im Sudkessel gekocht, nach und nach die Hopfengaben beigemengt und per Hand verrührt. Welche Hopfensorten verwendet werden hängt von der jeweiligen Biersorte ab. „Wir haben schon ziemlich viele Sorten ausprobiert. Grundsätzlich experimentieren wir viel herum und entscheiden danach, welche Hopfensorte bleiben darf.“ Durch das Kochen werden die bitteren und aromatischen Stoffe des Hopfens gelöst und die Würze keimfrei gemacht. Die Würze im Gärbottich muss jetzt – je nach Hefestamm – auf zwischen 5° und 20° Celsius abkühlen. Dann fügt Jakob die Hefe hinzu und es kommt zur Gärung: der Malzzucker der Würze wird in Alkohol umgewandelt.
Wie es nun weiter geht
6 Stunden hat es bis hierhin gedauert – „Nichts im Vergleich zum ersten Versuch, der ganze 14 Stunden in Anspruch nahm“, lacht Johannes. Das Bier ist allerdings noch nicht fertig und muss noch für 2 Wochen im Gärbottich verweilen (Hauptgärung), danach wird es in Flaschen zur Nachgärung abgefüllt. Für die Lagerung muss wieder Mamas Speis herhalten. „Solange ich die Lebensmittel noch verstauen kann, ist das überhaupt kein Problem“, meint Mama-Marn, die während des Brauvorgangs auf die Terrasse kommt und selbstgemachte Blätterteigtaschen mit Oliven „als kleinen Snack“ serviert. Ein echter Platz zum Wohlfühlen!
So wie das eben gebraute Bier, stehen Jakob und Johannes bereits in den Startlöchern zur Umsetzung ihres Traumes, eine eigene Craft Brauerei zu gründen. Die Firmenphilosophie steht bereits fest: „Es einfach probieren und aus unseren Fehlern lernen“. Na, da kann ja gar nichts schief gehen! Das Warten auf ein Flascher‘l des köstlichen Craft Beers ist es allemal wert, soviel ist sicher.
Damit neigt sich ein aufregender, aber sehr gemütlicher Tag dem Ende zu. Leicht berauscht von dem verkosteten Craft Beer der vorigen Charge sitzen die Brüder noch auf der Terrasse und saugen die letzten Sonnenstrahlen – und noch ein bisschen Nikotin – bei einer letzten Zigarette mit Genuss auf. Stille ist wieder eingekehrt. Nur ein paar vereinzelte Wolken sind im Orangerot des Himmels zu finden. Der Wind streichelt die Blätter der umliegenden Bäume: ein Rauschen in der sonst so stillen Landschaft.
[Anm.: wie es tatsächlich mit den Marn-Brüdern weiterging? Sie dir NOOM, ihre Brauerei in Riegersburg an!]
Zurück zur berauschenden Stille.
Entgegen der fortschreitenden Technik entwickelt sich innerhalb der Gesellschaft ein Bedürfnis nach etwas Eigenem, Persönlichem: regionale Produkte, Recycling, Selbstgemachtes, Nachhaltigkeit. Der Trend, selbst an’s Werk zu gehen, wird immer stärker. So auch was Bier betrifft: eine neue Szene entsteht, das Ziel: weg vom Industriebier, hin zum selbst gebrauten Bier. Zu Besuch bei zwei (Hobby-) Bierbrauern.
Südoststeiermark. Riegersburg. Heiße Sonnenstrahlen kitzeln im Gesicht. Nur ein paar vereinzelte Wolken sind im Blau des Himmels zu finden. Der Wind streichelt die Blätter der umliegenden Bäume: ein Rauschen in der sonst so stillen Landschaft. Von der Terrasse aus erscheint die gleichnamige Burg zum Greifen nahe. Neben einem schon etwas spröden Holztisch, einer Bierbank und ein paar Stühlen wurde eine Hängematte gespannt. Fast unmöglich, ihr zu widerstehen. Den Tag an einem vorbeiziehen lassen. Nichts an diesem Bild lässt darauf schließen, dass an diesem Ort gleich gearbeitet wird.
Doch die Szene wird unterbrochen – Jakob (23) und Johannes Marn (25) schnaufen gerade die Treppe hoch. Das Lachen der beiden über ihre mehr gespielte, als echte Erschöpfung ist ansteckend. Es braucht nicht mehr als einen Blick um zu erkennen, dass die beiden Brüder sind: strohblondes Haar rahmt die freundlichen Gesichter. Die blauen Augen und das auf Anhieb sympathische Lächeln verrät sie sofort. Gerade kommen die zwei aus der Garage. Ihre Ausbeute und Grund für das Gekeuche: zwei riesige Edelstahl-Kessel, ein Eimer randvoll mit Getreide und zwei Kanister gefüllt mit Wasser.
Doch wofür das alles? Vielleicht etwas absurd, aber wahr: die beiden brauen ihr eigenes Bier. Jakob und Johannes schlichten alle Brauutensilien sorgfältig auf den bereitgestellten Tisch: Thermometer, Koch- und Schöpflöffel, Messbecher, leere Tupperboxen. Die ganze Szene erscheint paradox: doch tatsächlich, so unbeschwert auf der Terasse brauen die beiden ihr Bier. Die beiden Südoststeirer sind sehr flexibel, was die Lokalitäten betrifft: je nach Wetter wird entweder im Keller, der Garage oder im Freien gebraut, in Notfällen sogar in Mamas Küche.
Mama-Marn scheint heute sehr dankbar für die sommerlichen Temperaturen zu sein. Sie bereitet gerade das Mittagessen zu und benötigt den Platz in ihrer Küche selbst. Der Duft angebratener Zwiebeln gelangt nach draußen. „Zuerst mal ein Bier“, lächelt Jakob, während er den Bügelverschluss einer braunen Glasflasche – noch ohne Etikett – mit einem „Plopp“ öffnet und das erste Bier einschenkt. Statt dem erwarteten hellen Farbton eines Märzen wird ein dunkler, fast bernsteinfarbener sichtbar – hierbei handelt es sich um ein IPA (India Pale Ale). „Ein klassisches IPA riecht und schmeckt kräftiger, intensiver und vollmundiger.“
Bei der Bierherstellung wird unterteilt in unter- und obergärige Biere. Bei ersteren sinkt die Hefe nach dem Gärungsprozess auf den Boden. Aufgrund der längeren Reifezeit werden diese als Lagerbiere bezeichnet (Märzen, Pils und Helles). Die Hefe obergäriger Biere steigt während der Gärung (bei höheren Temperaturen) an die Oberfläche. Meist besitzen sie ein fruchtiges Aroma. Zu sogenannten Ales zählen z.B. Pale Ales, IPAs, Stouts.
Die Wurzeln des Craft Beers finden sich in den 1970er Jahren der USA. Der amerikanische Biermarkt wurde von drei Bierkonzernen beherrscht. Die Folge: schnell, billig und leicht produziertes Bier – immer derselbe fade Geschmack. Die Lösung? Das eigene Bier zu brauen. Aus dieser Bewegung entstanden die heutigen craft brewers mit verschiedensten, kreativen Bierstilen. Im Gegensatz zu Europa gibt es in den USA strikte Vorgaben, die man einhalten muss, um sich als craft brewery bezeichnen zu dürfen.
„In Österreich muss man schon wissen, wo man hingeht, um Craft Beer zu bekommen und dann ist die Auswahl ziemlich enttäuschend. Hier besteht noch ein riesiges Wachstumspotential!“, fügt Johannes hinzu, als er von seinem kürzlich zurückliegenden Neuseelandaufenthalt erzählt. Trotz allem ist ein spürbares Umdenken innerhalb der Gesellschaft um die Jahrtausendwende, auch im deutschsprachigen Raum zu vernehmen, welches maßgeblich dazu beitrug, Craft Beer verstärkt ins Bewusstsein der Menschen zu rufen. Die Hinwendung zu regionaler und nachhaltiger Produktion, sowie zum Handwerk allgemein bilden seitdem eine Gegenbewegung zu der immer rasanter werdenden Automatisierung. Dieser gehören auch die Marn-Brüdern aus tiefster Überzeugung an.
Mut zur Kreativität
Auch ohne offizielle Definition von Craft Beer im deutschsprachigen Raum, gibt es einen Trend, der bei uns Craft Brewers ausmacht. Fest steht: es ist nicht nur das Bier bzw. das Brauen an sich – es geht dabei um Aufbruch, die Abwendung von alten Mustern hin zu neuen Inspirationen, neuem Geschmack, Mut zur Kreativität und Veränderung. Hinter dieser Tätigkeit steht eine eigene Lebenseinstellung, das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung: „Es geht mir darum, selbstständig das zu machen, was mir in meinem Leben Freude macht. Als Beruf sehe ich das Ganze noch nicht, sondern eher als großes Projekt für die nächsten Jahre. Ich denke, dass ich im Angestelltenverhältnis nicht glücklich werden kann und die Zeit sich selbstständig zu machen, nicht besser sein könnte“, erzählt Johannes sehr vertieft, während er sich eine „Tschick“ anzündet.
Ran an‘s Eingemachte
Obwohl es sich beim Brauen an sich, und da sind sich die Brüder einig, um eine recht gemütliche Angelegenheit handelt – zumindest in einer Größenordnung von 20 Litern pro Charge – betont Jakob, wie zeitintensiv die Vorbereitungen dafür sind. Gemeint sind damit die Auswahl des Bierstils, Erstellung des Rezepts und die Anschaffung der Zutaten. „Während des Brauens ist es wichtig, strukturiert zu arbeiten, da schon kleine Temperaturschwankungen Einfluss auf den Geschmack haben.“
Es geht los: der Hopfen wird abgewogen und aufbereitet (je nach Sorte wird nicht der gesamte Hopfen zur gleichen Zeit beigemengt).
Das Maischen
Beim Maischen wird das vermälzte und geschrotete Getreide in den mit bereits erhitztem Wasser gefüllten Maisch- und Sudkessel gefüllt, wodurch sich die für das Bier benötigten Stoffe lösen. Je mehr Malz, desto höher der sogenannte Stammwürzgehalt. „Die Stammwürze ist ausschlaggebend dafür, welche Biersorte entsteht und wie hoch der Alkoholgehalt schlussendlich ist“, erklärt Jakob, nachdem er den letzten Rest des geschroteten Getreides beigefügt hat und nun kräftig rührt. Durch das langsame Erhitzen des milchigen Breis auf ca. 70° Celsius wird die Stärke in Malzzucker umgewandelt.
Hobbybrauer aus Leidenschaft
Während des Vorgangs der Verzuckerung, wird noch ein „Bierli“ geöffnet. Die perfekte Gelegenheit um ein paar Hintergrunddetails in Erfahrung zu bringen. Wie kommen ein Softwareentwickler und ein Stahlbautechniker auf die Idee, ihr eigenes Bier zu brauen? „Wir waren schon durch das Craft Beer Festival in Graz aufmerksam geworden. Die tatsächliche Entscheidung fiel ein halbes Jahr später bei einem Glas Bier am Kaiser-Josef-Platz.“
Gesagt, getan: Buch und Hobbybrau-Set im Gepäck ging es schon los; ohne sich allzu sehr mit der Theorie zu beschäftigen – das Ergebnis: „Während des ersten Brau-Durchgangs ging so ziemlich alles schief, was schief laufen kann! Wir hatten unheimlichen Stress, weil wir während jedem Schritt erst den nächsten Handgriff in der Anleitung nachlesen mussten“, lacht Johannes „Dementsprechend hat unser erstes Bier auch geschmeckt! Trinkbereit, aber nicht wirklich trinkbar!“ Doch die beiden ließen sich nicht entmutigen und mit dem 4. Versuch hat es dann geklappt.
Das Abläutern
Unlösliche Bestandteile haben sich am Boden gebildet, der sogenannte Treber. Dieser legt sich am Siebboden ab und wirkt wie ein Filter, sodass die klare Würze ablaufen kann. Netter Nebeneffekt: Der Treber ist super geeignet als Futter für Hühner, zum Selbermachen von Seife oder Brotbacken.
Die klare Bierwürze wird nun im Sudkessel gekocht, nach und nach die Hopfengaben beigemengt und per Hand verrührt. Welche Hopfensorten verwendet werden hängt von der jeweiligen Biersorte ab. „Wir haben schon ziemlich viele Sorten ausprobiert. Grundsätzlich experimentieren wir viel herum und entscheiden danach, welche Hopfensorte bleiben darf.“ Durch das Kochen werden die bitteren und aromatischen Stoffe des Hopfens gelöst und die Würze keimfrei gemacht. Die Würze im Gärbottich muss jetzt – je nach Hefestamm – auf zwischen 5° und 20° Celsius abkühlen. Dann fügt Jakob die Hefe hinzu und es kommt zur Gärung: der Malzzucker der Würze wird in Alkohol umgewandelt.
Wie es nun weiter geht
6 Stunden hat es bis hierhin gedauert – „Nichts im Vergleich zum ersten Versuch, der ganze 14 Stunden in Anspruch nahm“, lacht Johannes. Das Bier ist allerdings noch nicht fertig und muss noch für 2 Wochen im Gärbottich verweilen (Hauptgärung), danach wird es in Flaschen zur Nachgärung abgefüllt. Für die Lagerung muss wieder Mamas Speis herhalten. „Solange ich die Lebensmittel noch verstauen kann, ist das überhaupt kein Problem“, meint Mama-Marn, die während des Brauvorgangs auf die Terrasse kommt und selbstgemachte Blätterteigtaschen mit Oliven „als kleinen Snack“ serviert. Ein echter Platz zum Wohlfühlen!
So wie das eben gebraute Bier, stehen Jakob und Johannes bereits in den Startlöchern zur Umsetzung ihres Traumes, eine eigene Craft Brauerei zu gründen. Die Firmenphilosophie steht bereits fest: „Es einfach probieren und aus unseren Fehlern lernen“. Na, da kann ja gar nichts schief gehen! Das Warten auf ein Flascher‘l des köstlichen Craft Beers ist es allemal wert, soviel ist sicher.
Damit neigt sich ein aufregender, aber sehr gemütlicher Tag dem Ende zu. Leicht berauscht von dem verkosteten Craft Beer der vorigen Charge sitzen die Brüder noch auf der Terrasse und saugen die letzten Sonnenstrahlen – und noch ein bisschen Nikotin – bei einer letzten Zigarette mit Genuss auf. Stille ist wieder eingekehrt. Nur ein paar vereinzelte Wolken sind im Orangerot des Himmels zu finden. Der Wind streichelt die Blätter der umliegenden Bäume: ein Rauschen in der sonst so stillen Landschaft.
[Anm.: wie es tatsächlich mit den Marn-Brüdern weiterging? Sie dir NOOM, ihre Brauerei in Riegersburg an!]